Künstler Sobay erinnert an Vermisste im Jemen: Graffiti geben Verschwundenen ein Gesicht

 

  • Künstler Sobay erinnert an Vermisste im Jemen: Graffiti geben Verschwundenen ein Gesicht

1. November 2013 | 20.03 Uhr

Künstler Sobay erinnert an Vermisste im Jemen

Graffiti geben Verschwundenen ein Gesicht
Auf seiner Facebook-Seite hat Murad Soray ein Foto der auf Wände gemalten Porträts gepostet.FOTO: Screenshot Facebook
Sanaa. Er will nicht mit dem britischen Graffiti-Künstler Banksy verglichen werden, und dennoch erinnern seine Werke an ihn: Murad Sobay aus dem Jemen. Der 26-Jährige nutzt Street Art, um Zeichen in seinem Land zu setzen. Sein jüngstes Projekt: Auf Wände gemalte Porträts von verschwunden politischen Gefangenen. Nicht allen im Jemen gefällt das. Von Dana Schülbe
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Es war im Jahr 2011, als im Zuge des Arabischen Frühlings auch im Jemen Tausende auf die Straße gingen, um gegen das Regime zu protestieren. Immer wieder ging die Polizei mit Gewalt gegen die Demonstranten vor, hunderte Menschen starben. Oppositionelle wurden verhaftet, von manch einem hat man nie wieder etwas gehört. Doch nicht nur während der Proteste 2011 verschwanden politische Gefangene, von einigen haben die Familien 30, 40 Jahre nichts gehört.

 

Genau das ist Murad Sobay aufgestoßen. Und so hat er sein jüngstes Kunstprojekt jenen seit Jahren Vermissten gewidmet. An einer Mauer an der Universität von Sanaa sind die Gesichter von 16 Menschen aufgemalt, daneben der Name und das Jahr des Verschwindens – in Englisch und Arabisch. “The Wall Remember Faces” heißt das Projekt, wie der britische “Guardian” schreibt.

Die Mauer als Ort der Inspiration

Sobay sagte der Zeitung dazu: “Die Bedeutung des Wortes ‘Mauer’ hat sich geändert. Eine Mauer war ein Gefängnis, eine Barriere – jetzt ist er eine Möglichkeit, sich selbst auszudrücken, eine Mauer der Inspiration.” Die Mauer, so der Künstler weiter, halte die Erinnerung an die verschwundenen politischen Gefangenen viel besser fest, als es die Menschen könnten.

Auf die Idee zu dem Projekt sei er 2007 gekommen, nachdem er einen Artikel über die Vermissten in einer Zeitung gelesen habe, erzählte er der “Yemen Times”. Es habe ihn erstaunt, dass es die Gruppe der Verschollenen gebe, die im normalen Alltag und seinen Problemen nicht registriert würden. Sein Projekt selbst, so sagte er der Zeitung, sei ein humanitäres, das nichts mit einer politischen Partei zu tun habe.

Und dennoch weiß auch Sobay, dass seine Bilder nicht überall im Jemen gut ankommen. Manche werden einfach übermalt. “Die Menschen, die die Bilder verunstalten, gestehen damit ein, dass sie die Wahrheit verstecken wollen”, sagte er der “Yemen Times”. “Sie können es nicht ertragen, jedesmal auf die Gesichter ihrer Opfer zu schauen, wenn sie daran vorbeigehen.” Und so überpinselten sie die Bilder lieber, in der Annahme, dahinter die Wahrheit verstecken zu können. Aber damit lägen sie falsch, denn jedes Mal, wenn ein Bild übermalt werde, entstehe es an anderer Stelle neu.

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Von Journalisten bis zu Oppositionellen

Von den Familien der Betroffenen habe er allerdings gute Reaktionen bekommen. “Sie kamen in der Zeit, als wir an die Wände malten und gaben uns detaillierte Informationen über die Vermissten. Und so sind jetzt in Sanaa und anderen Städten die Porträts von Aktivisten, Oppositionellen, Journalisten oder Soldaten zu sehen, von denen nie wieder jemand etwas gehört hat.

“The Wall Rember Faces” ist nicht das erste Street-Art-Projekt, mit dem Sobay im Jemen für Gesprächsstoff sorgt. So hat er bereits eine Kampagne mit dem Namen “Colour the Wall of Your Street” initiiert, um Gebiete zu verschönern, die durch die Zusammenstöße 2011 zerstört worden waren.

“Street Art”, so fasst es der Künstler selbst zusammen, “hat die beeindruckende Möglichkeit, einen Aspekt für einen Augenblick herauszuheben.” Er brauche keine stundenlange Lektüre, um Dinge wie das Sektierertum zu erklären, sondern nur den Bruchteil einer Sekunde.

 

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